Mit einem Anteil von rund 8% zählt der Gebäudesektor zu den grössten CO2-Emittenten und trägt damit wesentlich zur Beschleunigung des Klimawandels bei. Um die Umwelt und damit das Klima zu schonen, ist ein Lösungsansatz, dass sich die gesamte Bauindustrie noch stärker oder sogar komplett in Kreisläufen organisiert. Das heisst: Bestehende Materialien und Produkte werden so lange wie möglich geteilt, genutzt, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und rezykliert, um den Lebenszyklus der Produkte zu verlängern. Doch wie gelingt uns als Gesellschaft und Unternehmen diese Transformation?
Die industrielle Produktion, so wie sie sich uns in den vergangenen Jahrzehnten präsentiert hat, ist ein Durchlauferhitzer. Der Fokus liegt auf möglichst viel Absatz mit möglichst hohen Margen und das in sehr kurzer Zeit. Aus diesem linearen System resultiert nicht nur eine Verschwendung von begrenzten Ressourcen. Es führt auch dazu, dass wir Produkte mit mangelnder Qualität produzieren und der Wert der Materialen sinkt. Was wäre, wenn wir den gesamten Lebenszyklus der Materialien betrachten? Was wäre, wenn wir nicht mehr den Absatz eines Produktes erhöhen, sondern die Anzahl Nutzer pro Produkt?
„Technisch ist fast alles machbar. Was es braucht, sind Menschen, die an der Schnittstelle zwischen Nachhaltigkeit und Engineering das Machbare ausloten“, sagt Marcel Niederberg, Head of Sustainability V-ZUG. Und dazu brauche es neue Funktionen. Es brauche Menschen, die sich sowohl im Engineering als auch in der Nachhaltigkeit auskennen. Die Produkteentwicklung aber auch die Geschäftsmodelle müssen neu gedacht werden. Denn die Transformation und damit der systemische Wandel müsse auf allen Ebenen gelingen. Doch das hat seinen Preis. V-ZUG hat dazu einen internen CO2-Fonds implementiert. Die Mittel werden für innovative und ressourceneffiziente Projektanträge ausgeschüttet, wie für das H2-Brenn- und Treibstoff-Projekt in Zug, Massnahmen zur Gebäudesanierung, den Einsatz neuer Materialien und für E-Mobilität.
„In der Schweiz haben wir einen enormen Vorteil: Wir haben schon eine sehr hohe Bereitschaft, qualitativ hochwertige Geräte und Komponenten herzustellen“, sagt Barbara Buser, dipl. Architektin ETH und Partnerin, baubüro in situ AG. Diese intrinsische Motivation müsse bewusst gepflegt werden, denn Qualität ist der Schlüssel für Kreislaufwirtschaft. Doch es helfe nichts, wenn wir zwar langlebige Komponenten verbauen und dann das Gebäude doch abreissen. Solange die Ausbildung vom Bauen «on the green field» geprägt sei, würden uns die Kreativität und das Know-how fehlen, um aus Bestehendem Neues entstehen zu lassen. Ein Gebäude ist kein isoliertes Bauwerk, sondern Element eines umfassenden ökologischen und gesellschaftlichen Kreislaufes.
Die Hürde ist gross, zumindest in den Köpfen der Menschen. Gut laufende Geschäftsmodelle zu Gunsten einer unsicheren Zukunft aufzugeben braucht Mut. Doch auch das Umdenken in der Gesellschaft muss gelingen, wenn nicht mehr das Besitzen im Vordergrund steht. „Doch wenn die Wirtschaft voran geht, Innovationen neue Geschäftsmodelle entstehen lassen, die Gesellschaft von einer lokalen Wertschöpfung profitieren kann und der Leidensdruck hoch genug ist, dann werden wir die Transformation auch in der Gesellschaft schaffen“, fügt Fabian Takacs, Post-Doc Researcher am Institut für Betriebswirtschaft, an.
Die Speaker:innen
Gemeinsam mit Gastgeber Wolfgang Schroeder, Chief Technology Officer a.i. V-ZUG, Marcel Niederberger, Head Sustainability V-ZUG, Barbara Buser, dipl. Architektin ETH und Partnerin baubüro in situ, und Fabian Takacs, Post-Doc Researcher am Institut für Betriebswirtschaft (IfB-HSG), haben wir gemeinsam mit rund 35 Teilnehmenden die Fragen rund im Kreislaufwirtschaft diskutiert. Der Anlass wurde moderiert von Marloes Fischer, Expertin für Kreislaufwirtschaft und Member Board of Directors bei Madaster Switzerland. Mehr zu den Speaker:innen finden Sie hier.
Meet-up
Gemeinsam mit unseren Platinpartner veranstalten wir jährlich die Meet-up Veranstaltungsreihe. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten beleuchten wir ein Thema und laden Vertreterinnen aus der Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ein, um im Dialog relevante Fragen zu diskutieren. Haben Sie Interesse an einer nächsten Veranstaltung teilzunehmen? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail.
With a share of around 8%, the building sector is one of the largest CO2 emitters and therefore contributes significantly to the acceleration of climate change. In order to protect the environment and thus the climate, one solution is for the entire construction industry to organise itself even more or even completely in cycles. This means that existing materials and products are shared, used, reused, repaired, refurbished and recycled for as long as possible in order to extend the life cycle of the products. But how can we as a society and as a company achieve this transformation?
Industrial production, as it has presented itself to us in recent decades, is a continuous flow heater. The focus is on maximising sales with the highest possible margins in a very short space of time. This linear system not only results in a waste of limited resources. It also means that we produce products of poor quality and the value of the materials decreases. What if we looked at the entire life cycle of materials? What if we no longer increased the sales of a product, but rather the number of users per product?
"Technically, almost anything is feasible. What we need are people who can explore what is feasible at the interface between sustainability and engineering," says Marcel Niederberg, Head of Sustainability at V-ZUG. And this requires new functions. We need people who are familiar with both engineering and sustainability. Both product development and business models need to be rethought. After all, the transformation and thus the systemic change must succeed at all levels. But this comes at a price. V-ZUG has implemented an internal CO2 fund for this purpose. The funds are distributed for innovative and resource-efficient project applications, such as the H2 fuel project in Zug, building refurbishment measures, the use of new materials and e-mobility.
"In Switzerland, we have an enormous advantage: we already have a very high willingness to produce high-quality appliances and components," says Barbara Buser, certified architect ETH and partner, baubüro in situ AG. This intrinsic motivation must be consciously cultivated, because quality is the key to a circular economy. But it doesn't help if we install durable components and then demolish the building. As long as education is characterised by building "on the green field", we will lack the creativity and expertise to create something new from what already exists. A building is not an isolated structure, but an element of a comprehensive ecological and social cycle.
The hurdle is huge, at least in people's minds. Giving up well-established business models in favour of an uncertain future takes courage. But society also needs to change its mindset if the focus is no longer on ownership. "But if the economy moves forward, innovations give rise to new business models, society can benefit from local value creation and the level of suffering is high enough, then we will also achieve the transformation in society," adds Fabian Takacs, Post-Doc Researcher at the Institute of Business Administration.
The speakers
Together with host Wolfgang Schroeder, Chief Technology Officer a.i. V-ZUG, Marcel Niederberger, Head Sustainability V-ZUG, Barbara Buser, certified architect ETH and partner at baubüro in situ, and Fabian Takacs, Post-Doc Researcher at the Institute of Business Administration (IfB-HSG), we discussed the issues surrounding the circular economy with around 35 participants. The event was moderated by Marloes Fischer, circular economy expert and Member Board of Directors at Madaster Switzerland. You can find out more about the speakers here.
Meet-up
Together with our platinum partners, we organise the annual Meet-up event series. Together with experts, we shed light on a topic and invite representatives from business, science, politics and society to discuss relevant issues in dialogue. Are you interested in taking part in an upcoming event? Then send us an e-mail.